Buchcover
SZUKNECHT (oder Schuknecht), THOMA FRANCISCO: Philosophia moralis vulgo ethica ad mores bene instituendas. Und: Compendium institutionum mathematicarum. Und: Tractatus gnomoni et de horologys aequinoctialibus, horizontalibus et verticalibus. Drei Teile in einem Band. Lateinische Handschrift in braunschwarzer und stellenweiser roter Tinte auf Papier, bemerkenswert schönes und gleichmäßiges Schriftbild, Schriftraum ca. 14 x 11 cm. Mit kalligraphischen Titelblättern, 23 Ilustrationen in Federzeichnung und 20 teils ganzseitigen Tabellen. Braunsberg, 1698. 6 nicht nummerierte Seiten, 1 weißes Blatt, Titelblatt, 60 nummerierte Blätter und 32 nicht nummerierte Blätter. Schwarzbrauner Leder-Band der Zeit mit reicher Blindprägung, (Einband berieben, Deckel leicht auf geworfen, Rücken mit 2 kleinen Einrissen), 20 x 15,5 cm.

"Hochinteressante und umfangreiche philosophisch-naturwissenschaftliche Handschrift vom Ende des 17. Jahrhunderts aus dem ostpreußischen Braunsberg, dem heutigen Braniewo in der polnischen Woiwodschaft Ermland-Masuren. Bedeutendes und seltenes Dokument der Qualität der Ausbildung an einer jesuitischen Bildungseinrichtung in Polnisch-Preußen, gegründet um dem protestantischen Einfluß im Deutschordensland zu begegnen. Die Handschrift ist im Jahre 1698 in äußerst feiner Schönschrift von dem sich auf dem Titel nennenden 'Thomas Franciscus Szuknecht' (Schuknecht) verfasst worden, wohl einem Studenten des bedeutenden, 1565 gegründeten Jesuitenkollegs ""Lyceum Hosianum"" (vordere Decke mit dem blindgeprägten 'IHS'). Die Handschrift gliedert sich in die folgenden drei Teile, jeweils mit eigenem Titelblatt, der letzte davon als große Federzeichnung mit runden Uhren-Elementen: 1) Philosophia moralis vulgo ethica ad mores bene instituendas. Vitamque recto tramite. Ad suum finem dirigendam summè necessaria. 2) Compendium institutionum mathematicarum brevi ac facisi methodo explanatum in collegio Hosiano Brunsbergensi Societatis Jesu Anno a partu virginis 1698. 3) Tractatus gnomonicae. De horologys aequinoctialibus. Horizontalibus et verticalibus. Vorgebunden sind 3 Blätter mit einem Register ""Summula ethicae"", datiert 1702. Der erste, für den Unterricht an einer jesuitischen Schule typische, hier aber bemerkenswert politisch-praktische Teil behandelt die Ethik, das heißt das Wesen des Guten, die Affekte, 'Justitia', 'Causa et Effectus', Tugenden, 'Honere et Amicita', den 'Patre Familias', die Pflichten der Väter und Mütter, die 'Societate Herili', den Handel und Zins, die 'Respublica', die Monarchie, die Tugenden des Herrschers, die Justiz und Gesetze, den Adel, 'De Ordine Plebejorum' etc. Der zweite Teil enthält zahlreiche, sehr schön gestaltete Tabellen zur Addition, Subtraktion und zum Bruchrechnen, teils mit sorgfältigen Rahmen in Federzeichnung. Der dritte Teil behandelt die Herstellung und Berechnung von Sonnenuhren und ist mit zahlreichen Skizzen, Diagrammen zu Sonnenständen, zu Erdumläufen, zur Zeitmessung und mit sehr hübschen kleinen Zeichnungen illustriert. Sie zeigen etwa eine Figur auf einem mit Gras bestandenen Hügel mit einem Richtscheit, mittels dessen er den Stand der aus den Wolken hervorstrahlenden Sonne als Winkel von der Erde misst. Auch ein Scheibentheodolit ist dargestellt sowie Uhrenziffernkreise mit 12- und 24-Stunden Raster etc. Zum Collegium in Braunsberg vergl. L. Wiese: Das höhere Schulwesen in Preußen, 1864, S. 57 f.;zu den Professoren um 1700 vergl. J. Bender (Hrsg.): Geschichte der philosophischen und theologischen Studien in Ermland, 1868, S. 79). - Schriftspiegel durchgehend gebräunt und braunfleckig, das Register mit altem Stempel und kleinem Randausriss im ersten Blatt."
Preis: 3400 EUR