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REISEFOTOGRAFIE SOWJETUNION -: "'Bei lieben Freunden zu Gast.' Fußballer aus Berlin, Erfurt und anderen Orten reisen im August 1955 zu dem politisch hoch-brisanten Freundschaftsspiel zwischen der Sowjetunion und der Bundesrepublik in Moskau, das als ""Kracher von Moskau"" bekannt ist und das Tauwetter zwischen den beiden Staaten einleitete. Foto-Album mit ca. 100 privaten, sorgfältig beschrifteten schwarz-weiß Aufnahmen (meist 8,8 x 11,8 cm) und über 50 schwarz-weißen Fotopostkarten bzw. gekauften Fotografien (9 x 6 bis 10,5 x 14, 5 cm)." Rotes Kunstleder-Album der Zeit mit grüner Kordelbindung, 22 x 31,5 cm.

"Es gibt nur wenige Momente in der deutschen Sportgeschichte, in denen Politik und Sport so eng verwoben waren wie beim Freundschaftsspiel der westdeutschen National-Elf gegen das Team der Sowjetunion. Schließlich trafen die Mannschaften das erste Mal nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges aufeinander - am 21. August 1955, im ausverkauften Dynamo-Stadion in Moskau. ... Es herrschte Kalter Krieg: Die Bundesrepublik war gerade der Nato beigetreten, daraufhin gründete die Sowjetunion den Warschauer Pakt. Offizielle Beziehungen zwischen Bonn und Moskau gab es keine. Bundeskanzler Konrad Adenauer sah in Sowjetrussland das Reich des Bösen. Doch das Fußballspiel zwischen dem amtierenden Weltmeister und der Sowjetunion sollte die Wende einläuten. ... Die Initiative für die Begegnung kam aus Moskau, der DFB sagte zu - allerdings ohne Absprache mit der Bundesregierung. ... Damit auch westdeutsche Bürger das Spiel besuchen konnten, lockerte Moskau die Einreisebestimmungen. Das Reisebüro der DDR bot für insgesamt 1.500 deutsche Fußballfans ab 15. August Sonderzüge vom Berliner-Ostbahnhof nach Moskau an. ... Nicht nur für die deutschen Fans aus Ost und West war die Reise in die Sowjetunion etwas Außergewöhnliches. Auch für die Spieler um Kapitän Fritz Walter musste es eine surreale Situation gewesen sein. Noch zehn Jahre zuvor war der Ausnahmekicker bei der Luftwaffe und geriet in sowjetische Kriegsgefangenschaft. Nun fuhr er mit seinem Team zu einem Länderspiel beim einstigen Kriegsrivalen. Doch empfangen wurden die Nationalspieler in Moskau mit überwältigender Offenheit - wie Staatsgäste. Es gab keine Pfiffe, nur Jubel und Blumensträuße. Hinzu kam der Luxus: im Hotel und im Stadion. Die Sowjetunion zeigte sich von ihrer besten Seite. Die Inszenierung war perfekt. ... Das Freundschaftsspiel leitete ein Tauwetter zwischen den Staaten ein. Schon drei Wochen darauf flog Bundeskanzler Adenauer zum Staatsbesuch nach Moskau. Und weitere sechs Wochen danach begann die Rückkehr der letzten Kriegsgefangenen. (zitiert nach mdr - Geschichte vom Oktober 2028, vergl. auch Thomas Grimm: 'Der Kracher von Moskau. Fußball zwischen Politik und Sport - Das Länderspiel Sowjetunion gegen die Bundesrepublik Deutschland am 21. August 1955', Bonn 2016). Das vorliegende Album beginnt mit einem typografisch schön gestalteten Titelblatt, das die Reiseroute von Berlin über Warschau, Brest, Baranowitschi, Minsk, Orscha, Smolensk, Wjasma und Borodino bis Moskau zeigt. Es folgen Fotos von der Reisegruppe - darunter Lothar Weise, damals SC Turbine Erfurt, nach seiner Flucht 1957 bei den Stuttgarter Kickers, einer der wenigen Fußballer, die sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik einen nationalen Titel erringen konnten - zunächst auf der Durchreise in Polen, im Mitropa Speisewagen, im russischen D-Zug, in Brest (""Wir werden überall herzlich und freundlich begrüßt in der SU""), am Bahnhof in Wjasma und schließlich in Moskau (""Vor dem Bahnhof begrüßte uns eine riesige Menschenmenge""). Weitere Fotos zeigen das 'Leningrader Hotel' (""Mit eigenem Post- und Telegrafen-Amt, Wäscherei, Schumacherei usw. Jedes Schlafzimmer mit Arbeitszimmer, Bad, Fernsehempfänger bzw. Radio, eigener Telefonverbindung mit Freiwähler nach allen Teilen Moskaus""), den Blick aus dem 24. Stockwerk (""Überall wird gebaut""), den Reisebus, die Reisenden (""2 Kreuzberger gefällt's in Moskau besser als auf der Idioten-Halbinsel Westberlin""), die Metro (""der Stolz aller Moskauer"") und schließlich das Dynamo-Stadion. Die politische Dimension des Spiels war schon dem Fotografen aus Berlin klar: auf der Seite mit den Stadion-Fotos findet sich das Ergebnis (""Sowjetunion - Deutsche Bundesrepublik 3 : 2"") ganz klein am unteren Seitenrand, aber ganz groß steht darüber ""1500 Deutsche aus allen Teilen Deutschlands im Dynamo-Stadion. 1 : 0 für die Verständigung, für die Völkerfreundschaft zwischen dem deutschen und sowjetischen Volke""). Zusehen sind die vollbesetzten Ränge, das Spiel und Fans in angeregter Diskussion. Nach dem Spiel war die Reisegruppe vom Olympischen Komitee der UDSSR und der Sektion Fussball zu einem Konzert im Estradentheater der Ermitage eingeladen - die Einladungskarte und das Programm wurden sorgfältig eingeklebt. Es folgen Fotos von Besuchen des Mausoleums an der Kremlmauer (""Lenin und Stalin, die großen, unvergänglichen Führer der Sowjetunion und der internationalen Arbeiterklasse""), der Kreml-Museen, des Roten Platzes, des Kaufhauses GUM, der Leninberge, der Lomonossow-Universität (""Rechtsaußen Weise von Turbine-Erfurt vorneweg""), der ständigen Landwirtschafts-Ausstellung etc. Auf den letzten Blättern ist die Rückfahrt über Minsk und Baranowitschi dokumentiert (""Alle Sowjetmenschen gaben den 1500 Deutschen zwei russische Worte mit auf den Weg - Diese zwei Worte sollen wir uns einprägen und nie vergessen: Druschba und Mir. Freundschaft und Frieden""). - Zustand: Die Zwischenblätter aus Seidenpapier stellenweise mit Randläsuren, davon abgesehen sehr wohlerhaltenes Album."
Preis: 600 EUR