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SILHOUETTEN -: 'Gelehrte Schattenrisse'. 8 als Scherenschnitt ausgeführte, feine Porträt-Silhouetten aus der Epoche der Berliner Aufklärung. Dargestellt sind, so der beiliegende handschriftliche Begleitbrief Moses Mendelssohn, Spalding, Bernoulli, Gerhard, Gleditsch, Selle, Ramler und Achard. Darstellungen zwischen 7 x 4 cm und 5 x 3 cm, rückseitig nummeriert 1 - 2 und 4 - 8.

"Da der Fuhrmann nun doch gekommen, so überschicke ich zugleich die Schatten für Herrn Saltzwedel. No. 1 ist der (J. J. ?) Spalding 2. der Prof. Aschard (!) 3. der H. Dr. Selle, ein sehr gelehrter Mann, der meine ganze Bewunderung u. liebe hat 4. der Hoffrath Gleditsch 5. der H. P. Rramler (sic!) 6. der Geheime Bergrath Herr Gerhard 7. der H. Dr. Bernulli (!), 8. der große Geist, aber kleine Mann Moses Mendelsohn. Diese Schatten sind alle sehr gut getroffen. Außer Aschard, welchen ich noch nie gut getroffen gesehen habe, jedoch hat es viel ähnliches. Wenn Herr Saltzwedel noch mehrere verlang(t), so lassen Sie dies nur aufschreiben ... In Eile! denn ich muß gleich ins Collegium Christian. Datiert ist der Brief ""d. 12ten Morgends um 1/2 7 Uhr"". Der Brief wurde so gefaltet, dass die Schattenrisse in ihm transportiert werden konnten und rückseitig beschriftet: ""Gelehrte Schattenrisse wollte ich sagen Schattenrisse von gelehrten Leuten"". Bei Spalding handelt es sich wohl um Johann Joachim Spalding (1714 - 1804), der mit seinem 1748 erschienenen Werk 'Betrachtung über die Bestimmung des Menschen' das Manifest der deutschen Aufklärungstheologie vorgelegt hatte und 1764 von Friedrich II. als Propst an die St. Nicolai-Kirche in Berlin berufen wurde. Nach dem Wöllnerschen Religionsedikt von 1788 legte Spalding seine Ämter nieder. Mit Prof. Aschard wird der Naturwissenschaftler und Begründer der preussischen Zuckerrübenindustrie Franz Carl Achard (1753 - 1821) gemeint sein; mit Dr. Selle wohl Christian Gottlieb Selle (1748 - 1800), nach 1785 zunächst Leibarzt Friedrichs des Großen, später auch von Friedrich Wilhelm II. und Friedrich Wilhelm III. 1798 wurde Selle zweiter Direktor des ""Collegium medico-chirurgicum"". Mit Hofrath Gleditsch ist der Mediziner, Botaniker und Forstwissenschaftler Johann Gottlieb Gleditsch (1714 - 1786) gemeint, der um 1737 eine Anstellung am Collegium medico-chirurgicum in Berlin erhielt. Gleditsch war seit 1746 Direktor des Botanischen Gartens in Berlin und hielt seit 1780 auch Vorlesungen über Forstwissenschaften. P. Rramler (!) ist wohl der Dichter und Philosoph Karl Wilhelm Ramler (1725 - 1798), der Dozent an der Kadettenanstalt war und über Moses Mendelssohn und Friedrich Nicolai in Kontakt mit der Berliner Aufklärung gekommen war. Der Geheime Bergrath Herr Gerhard ist Carl Abraham Gerhard (1738 - 1821), Mineraloge, Bergbeamter und Gründer der Bergakademie Berlin und seit 1777 Direktor der Königlichen Eisenhüttenwerke. Der siebte Dargestellte ist der Astronom und Mathematiker Johann III. Bernouilli (1744 - 1807), Leiter der Sternwarte der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Der zuletzt in der Aufzählung genannte ""große Geist"" ist der berühmte Philosoph der Aufklärung Moses Mendelssohn (1729 - 1786; ). Mit dem im Brief genannten ""Collegium"", in das der Schreiber eilen müsse, ist - das legen die Bezüge zu den Dargestellten nahe - das Collegium medico-chirurgicum in Berlin gemeint. Und der Empfänger der gelehrten Schattenrisse könnte der Frankfurter Apotheker, Chemiker und Naturaliensammler Peter Saltzwedel (1752 - 1815), Erbauer der nachmaligen Villa Metzler am Schaumainkai und Besitzer eines großen botanischen Gartens sein. Der dortige Ginkgobaum inspirierte Goethe zu seinem Gedicht im Westöstlichen Diwan. Saltzwedel hatte sich am 7. 11. 1771 im Collegium medico- chirurgicum als ""stud. Pharm."" immatrikuliert. (vergl. Pharmaziegeschichtliche Rundschau, Band VIII, 1975, S. XI). Von den wenigen dort vertretenen Studenten der Pharmazie kämen als Verfasser des vorliegenden Briefes in Frage Christian Gottlieb Goede aus Schlesien (Immatrikulation 1786) und Johann Christian Lucas aus Kleve (Immatrikulation 1787), dieser war später Apotheker in Kleve, soll ein guter Botaniker gewesen sein und seltene Pflanzen gezüchtet haben. Aber ob der Verfasser des Briefes und Übersender der Schattenrisse tatsächlich Pharmazeut war ist fraglich. - Wenige winzige Ecken der Scherenschnitte umgeknickt, der Brief etwas gebräunt und mit kleiner Randfehlstelle."
Preis: 2800 EUR