Buchcover Buchcover
Chronik der Schmiedeberger Kleidermacher-Zunft -: 'Kleidermacher Gewercks Protocoll de 24ten Juni 1830' (Deckelschild). Handschrift in deutscher Sprache, braune Tinte auf festem Papier, Blattgröße 33,5 x 19,5 cm. Der letzte Eintrag ist vom 24. 10. 1898. 231 nicht nummerierte Seiten, Halbpergament-Band mit handschriftlichem Deckelschild, Folio.

"Der Band enthält die Sitzungsprotokolle der Schmiedeberger Schneider-Innung vom 24. Juni 1830 bis zum 24. Oktober 1898, also nahezu 70 Jahre in kompletter Folge. Seit 1815 gehörte Schmiedeberg zur preussischen Provinz Sachsen, den Zusatz Bad erhielt die Stadt erst 1925. Themen der unregelmäßig (etwa 5-10 mal jährlich) tagenden Versammlungen der Obermeister und Meister sind Gesellen- und Meisterprüfungen (meist mit genauer Beschreibung der Prüfungsaufgaben), Aufnahme neuer Mitglieder (die sich ""einkaufen"" konnten), Vertragsform, Festsetzung des vom Lehrling zu zahlenden Lehrgeldes, Verpflegung, Zunftregeln, Strafen, Finanzverwaltung, Vorstandswahlen, Streitigkeiten aller Art mit vielen kultur- und wirtschaftsgeschichtlichen Einzelheiten, die Feier des aus dem Mittelalter stammenden ""Margarethenfestes"" etc. Ein Beispiel für ein Thema im Protokoll: ""Dato Schmiedeberg den 1. April 1849. Bei hütiger Versammlung des Löbl. Schneider Gewercks, welches durch den Antrag des Schmiedemeisters Hönicke hierselbst versammelt wurde, legte der p. Hönicke dem Gewercke seinen Ueberrock vor, denselben zu Taxsiren, waß der Rock am Werthe war, ohne den Schaden, welcher durch den Hundebiß den Rock zugefügt hatte. Nach genauer Besichtigung, wurde der Rock im guten Zustande ohne den Schaden, auf Sechs Thaler. Aber durch den Schaden vermündert es den Werth auf 3 Thaler. Daß ist das Resultat welches sich bei der genauen Prüfung herausgestellt hat ..."". Auch mangelhafte Leistungen bei Gesellen- und Meisterprüfungen werden analysiert. Die Protokollanten zeigen oft erhebliche Rechtschreib-Schwächen (so heißt es nicht selten ""Sentimeter"" statt ""Centimeter"") und verraten eine recht bescheidene Schulbildung. Trotz des nur sehr allmählichen Wandels der alten Zunftregeln zeigt sich im Laufe des Jahrhunderts der Weg in die Moderne, schon in Äußerlichkeiten wie dem Namen (""Schneiderinnung"" statt ""Kleidermacher-Gewerck"") oder dem Schriftbild. Da die Protokolle nicht im Telegrammstil, sondern in fließender Sprache abgefaßt sind, bilden sie an vielen Stellen eine interessante Lektüre und ergeben ein wertvolles Zeugnis siebzigjähriger Handwerks- und Sittengeschichte in Sachsen. - Das erste Blatt angestaubt und mit kleiner Randläsur, sonst insgesamt sehr wohlerhalten und frisch."
Preis: 750 EUR