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HARTIG, GEORG LUDWIG -: 'Forst-Buch für den Garde-Jungen Heinrich Ludewig Jenisch Berlin d. 24. October 1814'. Handschrift in brauner Tinte auf Papier. Ein großer Teil der Aufzeichnungen beruht auf Publikationen beziehungsweise Vorlesungen zur Jagd- und Forstwissenschaft des renommierten Preußischen Oberlandforstmeisters und Staatsrates Georg Ludwig Hartig. Berlin, 1814 und Nachträge von anderer Hand bis 1846. 179 Seiten (8 Blätter unbeschrieben), Halbleder-Band der Zeit mit marmorierten Decken und dreiseitigem Rotschnitt (Kapitale etwas berieben und mit kl. Einriß), 19,2 x11 cm.

"Das vorliegende Forstbuch stellte der ""Gardejunge"" Heinrich Ludewig Jenisch (geb. 1795) als Neunzehnjähriger während seiner Ausbildung in Berlin zusammen. Der zweite Teil der Handschrift ist ein Kompilat aus Georg Ludwig Hartigs Forschungen zur Land- und Forstwissenschaft. Hartig hatte 1791 eine ""Anweisung zur Holzzucht für Förster"" und 1795 die ""Anweisung zur Taxation der Forsten"" publiziert. Beide Werke fassen den damals aktuellen Kenntnisstand zur Anlage und Pflege von Wäldern bzw. zu den üblichen Berechnungen der Erträge aus der Holzzucht zusammen. Hartig erteilte schon vor der Einrichtung eines Lehrstuhls für Forstwissenschaften in Berlin Unterricht in Forstwissenschaft. Deshalb könnte es sich bei den in diesem Lehrbuch versammelten Texten sowohl um Exzerpte aus Hartigs Publikationen als auch um Unterrichtsmitschriften oder Nachschriften des damals aktuellen Lehrpensums handeln. Georg Ludwig Hartig (1764 - 1837) zählt zu den bedeutendsten deutschen Forstwissenschaftlern. 1811 wurde er in Berlin Oberlandforstmeister und Mitdirektor für Forst- und Jagdangelegenheiten in der preußischen Generalverwaltung der Domänen. Er organisierte in Preußen die geregelte Bewirtschaftung der Wälder und die Lehre der Forstwirtschaft. 1821 initiierte Hartig in Berlin die Gründung der ""Königlichen Forstakademie"", zu deren ersten Direktor er Friedrich Wilhelm Leopold Pfeil (1783-1859) berief. Dieses ursprünglich an der Berliner Friedrich-Wilhelm-Universität eingerichtete Institut für Forstwirtschaft wurde auf Anregung Pfeils von der Hauptstadt nach Eberswalde verlegt. Zwischen Schorfheide und Barnim gründete man dort nahe großer Waldgebiete die bekannte ""Höhere Forstlehranstalt Eberswalde"". Georg Ludwig Hartig hielt in Berlin gut besuchte Vorlesungen in Forstwissenschaft. Sein 1808 erstmals veröffentlichtes ""Lehrbuch für Förster und die es werden wollen"" wurde mehrfach neu aufgelegt und war bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts das Standardwerk dieses Forschungsgebiets. Besonders bekannt ist Hartig durch das von ihm formulierte Prinzip der Nachhaltigkeit: ""Jede weise Forstdirektion muss daher die Waldungen des Staates ... so benutzen ..., dass die Nachkommenschaft wenigstens ebenso viel Vorteil daraus ziehen kann, als sich die jetzt lebende Generation zueignet. Zum Inhalt der Handschrift: Die Handschrift enthält Grundlagenwissen zu allen Bereichen der Forstwissenschaft; über die Bäume und ihre Vermehrung, die Berechnung von Holzmengen und -preisen. Ausführlich behandelt werden auch die einzelnen Arten von Tieren, die in den Wäldern lebten und gejagt wurden. Die Seiten 1 bis 32 enthalten detaillierte tabellarische Aufzeichnungen zu einzelnen Bäumen und ihrer Zuordnung zur Gruppe der Hart- oder Weichhölzer. Chronologisch nach dem Jahreslauf sind Angaben zur Blüte- und Reifezeit von Bäumen, zum Aussehen der Blüten und zu den besten Terminen für die Aussaat einzelner Baumarten zusammen gestellt. Den Abschluss bilden Anleitungen zum ""Holzschlagen"". Auf den nächsten Seiten finden sich Aufzeichnungen zu einzelnen Tierarten, die damals offensichtlich noch in großer Zahl in den Wäldern lebten und gejagt wurden, unter anderem Bären, Hirsche, Luchse oder Auerhähne. Der zweite Teil (S. 34 bis 158) beginnt mit einem Zwischentitel: ""Jagd und Forst-Wissenschaft von den (sic!) Ober-Land-Forstmeister und Staats-Rath Herrn Hartig. Berlin, den 22. November 1814"". Dies könnte die Nachschrift einer Lehrveranstaltung bzw. Vorlesung sein. In chronologischer Folge der einzelnen Monate, von Januar bis Dezember, stehen zu Beginn ""Allgemeine und wichtigsten (sic!) Dienstgeschäfte! Die fast jeden Förster von Monath zu Monath vorkommen"" (S. 34-44). Es folgt ein zweiter, wiederum auf die Tiere des Waldes und die Jagd bezogener Teil. Der Text beginnt mit: ""Von Roth-Wild oder Edelwild"": ""Das Rothwild gehört unter die wiederkäuenden Thiere, und wird ueberall zur hohen Jagd gerechnet"". Es folgen Angaben zum Dammhirsch (Gewicht, Zeitpunkt, zu dem das erste Geweih wächst, Brunftzeit von September bis Oktober etc.), zu Rehen, Wildschweinen, Hasen, Eichhörnchen, Dachsen, Füchsen und anderen Waldbewohnern. Ausführlich wird der Fuchsfang geschildert. Die enthaltenen veterinärmedizinischen Rezepte beziehen sich vor allem auf die Betreuung von Jagdhunden, die sich bei der Jagd die Pfoten Wund gelaufen hatten oder an Verstopfung litten: ""Hunde-Purgans"". Anschließend folgen erneut Erläuterungen zu den einzelnen Arten von ""Holzpflanzen"", zuerst zu den Laub-, dann zu den Nadelbäumen. Beispielsweise werden die Erkennungsmerkmale der verschiedenen Sorten von Eichen beschrieben. In einer Tabelle - die auch für Ökonomen interessant sein dürfte - sind die damals üblichen Holzpreise erfasst. Die Hinweise zur Morphologie der Bäume ergänzen Angaben zu deren Kultivierung: ""Von der Holzzucht, der nathürlichen Besaamung"". Zum besseren Memorieren ist der Lehrtext in acht Regeln gegliedert, die sich die Studenten der Forstwissenschaft einprägen konnten. Ein kürzerer Traktat behandelt die Bewirtschaftung der Forste und ""Besamungs-Anlagen"" (99-104). In Tabellen sind Angaben zu Erträgen von Baumfrüchten - wie Kastanien oder Eicheln - erfasst. Zehn Arten von Insekten, die einzeln aufgeführt sind, galten als besondere Schädlinge der Nadelhölzer. 1815 veröffentlichte Georg Ludwig Hartig die ""Kubiktabellen für geschnittene, beschlagene und runde Hölzer"". Sie könnten die Vorlage des Teils ""Baum nach Kubikfuß berechnet"" im vorliegenden Manuskript sein (S. 119-157). 66 Rechenbeispiele erklären die Berechnung forstwissenschaftlicher Fragen, z. B. die Erträge im Holzanbau nach Höhe und Umfang eines Baumes. Der dritte Teil, S. 175-179, enthält Aufzeichnungen zur Familiengeschichte. Verzeichnet sind die Namen der Eltern des Heinrich Ludewig Jenisch mit Geburtsort und Geburtsdatum sowie Sterbeort und Sterbedatum: Wilhelm Jenisch, geb. am 9.12.1761 in Berlin, gest. am 10. Juni 1838 in Freienwalde und Doritea (sic!) Wilhelmine Stöbern, verheiratete Jenisch, geb. am 11.2.1770 in Berlin, gest. am 14. Mai 1850 in Freienwalde. Über sich selbst schreibt Heinrich Ludewig Jenisch, er sei am 16. Oktober 1795 in Berlin geboren und in der Sophienkirche getauft worden. Seine Ehefrau Dorothea Wilhelmine Caroline Gerhardy war neun Jahre älter als ihr Mann. Sie wurde am 6. Juli 1786 in Berlin geboren, in der Garnisonskirche getauft und starb am 19. April 1857. Weitere Angaben beziehen sich auf Mitglieder aus der Verwandtschaft, den Familien Morger und Donndorff, wobei die teilweise britischen Vornamen auffallen. Am Schluss stehen zwei Rezepte: das eine diente zum Kitten von zerbrochenem Geschirr. Das andere nennt die Inhaltsstoffe einer guten, für Damenfrisuren geeigneten Pomade: Um der Frisur den richtigen Sitz zu geben, sollte eine Paste aus weißem Schweineschmalz, Bergamotteöl, Klettensalbe und Kastanienmehl angerührt und aufgetragen werden. - Die historische Seitenzählung in verblasster roter Tinte überspringt die Seiten 11, 33. Die Seiten 180 bis 184 fehlen, oder waren nie eingebunden. Auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels und auf den leeren Blättern sind jeweils Teile eines Wasserzeichens zu erkennen. Zusammengefügt ergeben diese den Namen ""J. BÄRGMANN"". Über dem Namenszug befindet sich ein Sockel mit einem Einhorn, das auf den Hinterbeinen stehend in die Höhe springt. Papier leicht gebräunt, sonst sehr wohlerhalten."
Preis: 1200 EUR