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GEWÜRZE, FARBEN und TINTEN -: 'Miscellaneen' (Deckeltitel), interessante handschriftliche Rezeptsammlung zur Herstellung von Gewürzmischungen, Farben, Tinten und Medizin in deutscher Sprache. Braune und stellenweise rote Tinte auf festem Papier, sorgfältiges, gut lesbares Schriftbild, Datierungen zwischen 1804 und 1843, 80 beschriebene Seiten und 19 weiße Blätter. Gesprenkelter Pappband der Zeit (Kanten minimal berieben), 17 x 10,5 cm.

"Die Rezeptsammlung beginnt mit Mengen- und Inhaltsangaben für 'Saffran No. 1', bestehend aus Safran, Safflor (Färberdistel), Mandeln, Lücker Alaun (der als sehr rein galt und zu Beginn des 19. Jahrhunderts den Markt vollständig beherrschte) und Wiener Lack (Karminlack). Die Angaben für 'Saffran No. 2' bis 'Saffran No. 5' weichen nur in den Mengen vom ersten Rezept ab. Es folgen Rezepte unter den Überschriften 'Ingwer' (Ingwer, Reis Curcume), 'Zimmet' (chin. Zimmt, Carobbe, Mandeln, Safflor, Ingwer, Candis), 'gest. Safflor' (Safflor, Mandeln, Kugellack), 'Nelken' (ganze Nelken, engl. Piement, gest. Safflor, Mandeln), 'Carofolade' (Mandeln, Brod, Spaniol, gemal. Sandel), 'Nelkenholz' (engl. Piement, Spaniol, süße Mandeln, gem. Sandelholz), 'Spaniol' (Spaniol, Brod) mit dem Zusatz ""Um ihn schwarz zu machen läßt man Kohlen im Stoßen darunter"" bringen, 'Dintenzeug' (engl. Gallus, Vitriol, Lorbeere, Barb. Gumy) u.a.m.. Dem folgen ab S. 6 Rezepte, die nicht nur Mengen- und Inhaltsangaben enthalten, sondern auch Hinweise zur Herstellung, so etwa ein 'Recept zu einer schönen schwarzen Tinte', 'Recept zu einer guten rothen Dinte', 'Rothe Tinte aus Carmin' (diese mit der Quellenangabe 'Allgem. Encyclopedie der K. und W. von E. und G., Artikel Cochenille'; das ist die Allg. Encyklopädie der Wissenschaften und Künste, hrsg. von Ersch und Gruber), 'Rechnung von Zucker zu Candis und Confect' mit Preisen für 'Melis', 'Syrupp', 'Candis', 'Gerstensaft', 'Confect' und 'Arbeitslohn', 'Zubereitung der Schreibfedern' (mit Quellenangabe, 1831), 'Seiden-, Wollen- und Baumwollenzeuge zu putzen', 'Mittel gegen die Fliegen', 'Benutzung der Rosen', 'Der Wolle, ohne sie zu schwefeln, durch das Waschen die beste Weiße zu geben', 'Die Räucherungsart ohne Rauch', mit der Quellenangabe 'Weise, Prediger in Wannsleben'. Ab Seite 24 werden die Rezepte für 'Saffran No. 1' bis 'Saffran No. 5', 'Ingwer', 'Zimmet', 'Safflor', 'feine Nelken', 'Carofolade', 'Nelkenholz', 'Pfeffer' 'Spaniol' und Dintenzeug' wiederholt, nun aber mit den Mengenangaben für exakt ein Pfund 'oder 32 Loth' der hergestellten Rezeptur. Auf Seite 29 folgt ein 'Senf-Recept', auf Seite 30 eine 'Gewürz-Eintheilung' mit Angaben darüber, wieviel Stück Saffran, Nägelengewürz, Zimmt, Pfeffer, Ingber, Piement oder Muscatblüthe ein Loth ergeben und wie hoch der Stückpreis ist. Ein weiteres ausführliches Rezept für schwarze Tinte und Ausführungen über die 'wesentlichen Eigenschaften' der Tinten-Bestandteile (mit einer Quellenangabe von 1804) folgen, ebenso Hinweise zur Erkennung gestreckten Mandelöls, zur Herstellung von Kitt für Porzellan, das Grünfärben von Fenstern ('Man kann mit wenig Kosten sich grünes Licht verschaffen ...'), das Entfernen von 'Fettflecken aus seidenen Zeugen', das leichte Reinigen von Fässern und Bottichen (mit der Quellenangabe Dr. Dinglers polytechn. Journal), sowie von schmutzigen Kragen an wollenen Kleidungsstücken (mit der Quellenangabe Polytechn Zeitung, 1835), die Herstellung von 'Stiefelschmier, welche kein Wasser durchläßt', die 'Heilung erfrorener Glieder' (mit einer Quellenangabe von 1836). Weitere teils medizinische, teils technologische Rezepte schließen sich an: 'Erprobtes Mittel gegen die Hühneraugen', 'Unschädliches Mittel gegen hartnäckige Verstopfung und andere Magenübel', 'Bereitung eines vorzüglichen Eisenkittes', 'Härten des Eisens durch blausaures Kali', Herstellung von Seife, 'Mittel gegen Frostschäden', 'Wasserdichte Stiefelwichse ohne Kautschuk' (mit Quellenangabe Polytechn. Journal 1841), 'Mittel gegen Ratten', 'Mittel gegen Harnbeschwerden' (mit Quellenangabe von 1841), 'Rothe Weinflecken aus weißem Zeuge zu bringen', 'Neues Mittel das Glas ohne Diamant zu schneiden', 'Mittel gegen Zahnschmerz' (mit der Quellenangabe 'Schmidt, Jahrbücher der Medicin, 1843) u.v.a.m. Die Verweise auf verschiedene Fachzeitschriften, die gelegentliche Verwendung lateinischer Begriffe, die präzisen, teils großen Mengen- und Preisangaben legen eine Entstehung der Sammlung in einem professionellen oder merkantilen Zusammenhang nahe, möglicherweise war der Autor ein Kolonialwarenhändler. Die ebenfalls enthaltenen Haushaltsrezepte zur Entfernung von Flecken oder Vertreibung von Fliegen verweisen dagegen eher auf einen großbürgerlichen oder adligen Haushalt. Die ersten Rezepturen wirken auf den ersten Blick wie Farbrezepte, könnten aber Gewürzmischungen für Kuchen und andere Speisen sein - alle Ingredienzien (Safran, Saflor, Cochenille, Florentiner Lack oder Wiener Lack, Kugellack) wurden zu Beginn des 19. Jahrhunderts in verschiedenen Gesetzen und Verordnungen als unschädlich für die 'Eßwaaren der Zucker- und Kuchenbäcker' gekennzeichnet (vergl. 'Sammlung der Verordnungen der Freyen Hansestadt Hamburg', Band 12, 1834, S. Oder 'Vollständige systematische Sammlung der preußischen Medizinalgesetze und Verordnungen', 1833, S. 300 f.) Auch die enthaltenen Kalkulationen, die sich auf 'Confect' und exotische Gewürze beziehen und die zahlreichen Tinten-Rezepturen würden zu der Zuschreibung zu einer Kolonialwarenhandlung passen. - Zustand: Sehr wohlerhalten und frisch."
Preis: 800 EUR