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AUSBILDUNG IM HANDWERK -: Zwei Alben mit teils farbigen, teils lavierten Zeichnungen von H. Schubert, entstanden in den Jahren 1906 und 1907 im Rahmen seiner Ausbildung an der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter und Installateure im sächsischen Aue. Festes Papier, Blattgrößen 39,2 x 53 cm und 51,5 x 40 cm. Alle Blätter mit dem Stempel der Schule. 49 Blätter und 35 Blätter, Halbleinwand-Bände der Zeit (beide Rücken repariert, der zweite Band am Rückendeckel mit Fehlstellen im Papierbezug), Folio.

"Voraussetzung für die Zulassung zum Unterricht waren eine abgeschlossene Schulausbildung und zwei Jahre Berufspraxis. Die Entwicklung der Lehrinhalte seit der Gründung der Schule im Jahre 1877 macht ""den Wandel des Berufes vom Handwerker zum Industrieblechner und zum Installateur deutlich."" (Klaus Kramer, Installateur - ein Handwerk mit Geschichte, 1998, Seite 224). Während in den Anfangsjahren die Herstellung von Gebrauchs- und Küchenwaren sowie Dachspitzen und Wetterfahnen im Mittelpunkt standen, kam bis 1907 vermehrt auch die Installationstechnik im Heizungs- und Wasserbereich zum Lehrstoff. Der erste Band dokumentiert die Ausbildung in Klasse 2 und enthält 7 technische Zeichnungen und Aufrisse zur Architektur (Abschlüsse, Zinkdachfenster, Metalldach, Ornamente etc.), 13 zur Geometrie und Schattenkonstruktion, 3 zu Beleuchtung, 21 zu Metallarbeiten (Rohrübergänge, Rohrstutzen, Lüftungsrohre, Dachrinnenecken, Ölkanne, Syrupkanne, Kohlenkasten etc.) sowie 3 Rohrschemata zur Warmwasserversorgung, 1 Zeichnung zur Mechanik und einen ausführlichen Kostenvoranschlag für eine Kochlehrküche mit schematischer Zeichnung. Der zweite Band entstand in Klasse 3 und zeigt die Anwendung geometrischer Kenntnisse auf Dachflächenberechnungen, die Herstellung von Blechsockeln, Rohrwinkeln, Rohrknie, verkröpfte Ecken, Dachspitzen, ionische Schnecken, Rinnenverzierungen, Sitzbadewannen, Wasserkannen, Metallvasen, Säulen etc. Die Blechwarenherstellung hatte im Erzgebirge eine lange Tradition. Ihr bedeutendster Pionier war der Erfinder und Unternehmer Erdmann Kircheis (1830-1894), der mit seiner 1861 in Aue gegründeten Maschinenfabrik als Begründer des Blechbearbeitungsmaschinenbaus gilt. Der Mangel an qualifiziertem Personal machte Kircheis zur treibenden Kraft bei der Gründung der Fachschule in Aue, die schließlich 1877 zur Unterweisung junger Gewerbetreibender aus der Blechindustrie in Theorie und Praxis eröffnete und zum Vorbild der neuen Berufsfachschulen wurde. ""Aue war mit Recht zum Sitz der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter ausersehen worden. Die Errichtung einer solchen Schule war notwendig, weil die Knaben, die den Beruf eines Klempners anstrebten, nicht zeichnen konnten und ihnen die einfachsten geometrischen Begriffe fehlten. ... Eine tüchtige Lehrkraft für Zeichnen und Geometrie sollte angestellt werden, so dass dieKlempner und verwandte Gewerbetreibende die Gelegenheit erhielten, sich die für ihren Beruf nötige technische Vorbildung zu erwerben. ... Der Zweck der Deutschen Fachschule für Blecharbeiter war, 'Blecharbeitern Gelegenheit zur Erlangung oder Vervollkommnung der für ihr Fach nötigen theoretischen, kunstgewerblichen, geschäftsmännischen und praktischen Kenntnisse zu geben.' (Jinyoung Yu, Die Entwicklung berufsbildender Schulen in Preußen, Sachsen und Württemberg zwischen 1869 und 1914, 2011, Seite 173 ff.) Insgesamt hatte die Schule in den Jahren 1907-1908 59 Schüler, der Jahresbericht nennt in der Liste der auswärtigen Schüler den 18-jährigen Hermann Schubert aus Schmöllen in Sachsen-Altenburg."
Preis: 750 EUR