
Herausragend schönes Beispiel für die Anwendung der Mathematik auf astronomische und geographische Fragen; die Qualität des Textes und der Illustrationen legt die Vermutung nahe, daß das Manuskript im Zusammenhang mit einem Publikationsvorhaben entstanden ist. Die Handschrift beginnt mit einer 27-seitigen Einleitung ('De Philosophia') in die allgemeine Systematik der Wissenschaften. Dem folgt ein umfangreiches Kapitel 'De Astronomia' : 'Von dem Lauff und der Bewegung derer Gestirne' mit mehreren Tabellen, 'Von den Climatiby und Parallelis von Äquatore an bis an die Polar Circul', 'Von denen Finsternissen', 'Die Aspecten' (das sind die Abstände der Planeten von einander, in Beachtung des Winkels), 'Die zwey Haupt Systemata Mundi der Neuern Astronomorum' (1. Das Tychonische Systema, 2. Das Copernicanische Systema), 'Ordnung und Anzahl der Sterne in den Costellationiby nach Ptolomao, Grünbergero, Beyero und Keplero', 'Die Distanz der Sonne von dem Centro der Erden', 'Die wahre Größe der Sonne in Vergleichung mit der Erdkugel', 'Die Distanz des Mondes von dem Centro der Erden', 'Die Geschwindigkeit des täglichen Um und fortlauffs der Sonnen', 'Ordentliche Beschreibung aller über den Dresdnischen Horizont sichtbaren Stern Bilder' u.a. Der erste Teil endet mit dem Kapitel 'Kurtze und Chronologische Nachricht zu welcher Zeit nachfolgende Philosop. Mathematici gelebt haben' und einem Gedicht 'Wenn wir die gantze Welt in unsrem Kopf gefaßt / Des Himmels Lauff gesehen ...'. Dieser erste Teil über die Astronomie enthält zahlreiche Erwähnungen klassischer und neuzeitlicher Autoren, wie Aristarchos, Ptolemaeus, Albategnius, Kopernikus, Clavius, Tycho Brahe, Longomontanus, Galilei, Kepler, Wendelin, de Rheita, Riccioli, Bullialdus; die jüngsten erwähnten Autoren sind möglicherweise Beyer, (wenn es sich um den Hamburger Astronomen Johann Beyer 1673 - 1751 handelt) und ein 'Professor Sturm' (möglicherweise Joh. Christoph Sturm, Professor in Altdorf, geb. 1635 gest. 1703). Der zweite Teil ' De Geographia' beginnt mit der Darstellung von Methoden 'Die Größe der ErdKugel zu finden', 'Von denen Universal Charten', enthält eine 'Tabula Reductionis Parallelorum' und eine 21-seitige 'Tabelle der Längen und Breiten der vornehmsten Örter in der Welt daraus zu erkennen welches die sichersten Land Carten seyn', sowie eine 14-seitige 'Tabelle über die Longitudines und Latitudines Derer Chur und Hochfürstlichen Residenz und aller andern Groß und kleinen Städte des Churfürstenthums Sachsen ...'. Im Anhang befinden sich die 27 Tafeln mit den 40 in sehr akkurater und ästhetischer Federzeichnung ausgeführten Darstellung von Sphären, Planetensystemen, Sonnen- und Mondfinsternissen, Längen- und Breitengraden, sowie einer Karte, die den Flußlauf der Elbe von Zerbst bis Prag zeigt. Auf diese Illustrationen wird im Text fortlaufend Bezug genommen. Das hübsche Frontispiz zeigt die Allegorie der Astronomie mit Erd- und Himmelsglobus, Fernrohr und Vermessungsinstrumenten und rechnende und messende Putti vor architektonischer Kulisse. Zustand: Gleichmäßig leicht gebräunt, vereinzelt leicht fleckig, 2 Tafeln am Fuß leicht angeschnitten. Preis: 6500 EUR