Buchcover Buchcover Buchcover Buchcover Buchcover Buchcover
WISE,C.: 'Monuments de Rome & Tivoli dessinés d'après Nature par C. Wise à St Omer' (Deckeltitel). Auf dem Vorsatzblatt findet sich ein fast wortgleicher Eintrag einer zweiten (wohl späteren) Hand: 'Monuments de Rome-Tivoli 50 Dessins d'après Nature, et Sepia Rome 1834'. Album mit 53 Original-Handzeichnungen des Malers und Stechers C. Wise (5 Sepien und 48 Bleistiftzeichnungen), zwei datiert 1831 bzw.1834, montiert auf 47 Blatt starkem, graublauem Papier. Bildgrößen zwischen 32 x 25 cm und 15 x 20 cm. Halbleder-Band der Zeit mit marmorierten Deckenbezügen und handschriftlichem Etikett (rechte obere Ecke des Einbandes beschädigt, Kanten berieben), 28,3 x 42 cm.

"Über den Künstler C. Wise ist trotz seiner späteren Karriere in den USA, die sich durch verschiedene druckgraphische Arbeiten nachweisen lässt, bislang erstaunlich wenig bekannt. Noch nicht einmal der Vorname ließ sich bislang entschlüsseln. Im Thieme/Becker (Bd. 36, 1947) wird er als englisch-amerikanischer Bildnisstecher bezeichnet. Man nimmt an, dass er Europa gegen 1850 verließ und fortan bis zu seinem Tode gegen 1889 als Stecher, Radierer, Lithograph und eventuell sogar als Verleger in den USA wirkte. Über seine englische Herkunft weiß man gar nichts, vielmehr muss er, wie Trockenstempel auf verschiedenen früheren Arbeiten, aber auch auf zwei Blättern im vorliegenden Album, hindeuten, eine beträchtliche Zeitlang im französischen St. Omer gelebt haben. Das vorliegende Album fügt der Biographie Wises wichtige Bausteine hinzu, da wir nun wissen, dass er sich 1834 als junger Mann und angehender Künstler in Rom aufhielt und dass er zudem ein überaus begabter Zeichner war, der diese Profession offensichtlich später zunehmend zugunsten einer Tätigkeit als Stecher und Lithograph aufgab. Sollte er seinem künstlerischen Talent misstraut und stattdessen auf die Druckgraphik, gerade im Sinne eines gesicherten Broterwerbs, gesetzt haben? Das Etikett auf der Vorderseite des Albums lässt keinen Zweifel daran, dass die in diesem Band vereinten Zeichnungen allesamt von seiner Hand stammen (""par C. Wise"") und vor Ort, in direkter Anschauung, entstanden waren (""d'après Nature""). Ein kleines Etikett auf dem vorderen Innendeckel ('50 Desins & Sepias f 30') mit womöglich einer Preisangabe (""f 30"") könnte darauf hindeuten, dass Wise die Zeichnungen in der Absicht angefertigt hatte, damit als junger Künstler in Rom einen Teil seines Lebensunterhalts zu finanzieren. Drei Blätter (Bl. 29r-31r) entstanden am Standort der Académie de France in Rom, also dem römischen Außenposten der in Paris ansässigen Académie des Beaux-Arts. Ob er dieser damals auch institutionell verbunden war, müsste man nachprüfen. Immerhin zeigt auch dieses Album den besagten Trockenstempel: 'C. Wise à St. Omer'. Dieser Trockenstempel findet sich ferner auf einigen im Kunsthandel nachweisbaren Blättern, wohl aus dem Nachlass von Wise, auf die er die kleinformatigen Radierungen des niederländischen Malers Adriaen van Ostade (1610-1685) aufgeklebt hatte, die sich wohl in seiner Sammlung befanden. Zudem sind jüngst von seiner Hand drei aquarellierte Tuschfederzeichnungen mit Kostüm- bzw. Trachtenstudien bekannt geworden. Eine davon weist den gleichen Trockenstempel auf, die beiden übrigen Blätter den etwas abweichenden Prägestempel ""C. Wise Doulens 1. CH"". Bei den Studien handelt es sich offensichtlich um eine Folge von Kostümentwürfen für eine Theateraufführung, denn sie sind sie mit ""La Guerre des Servantes"" bzw. ""Bohemniens"" bezeichnet. Das Stück ""La Guerre des Servantes"" stammte von Emmanuel Théaulon (1787-1841) wurde 1837 uraufgeführt. Über das Schaffen und Wirken von Wise in den USA weiß man wenig. Immerhin lassen sich vereinzelte Werke ermitteln, die C. Wise als den Stecher ausweisen. Eine ""Allegorie der Künste und Wissenschaften"" von 1856, ediert in New York bei J.H. Colton & Company, zeigt vier Musen, die sich um einen Globus herum versammeln. Signiert ist das Blatt, das als Frontispiz zu Coltons zweibändigem Weltatlas dient, mit ""F.a. Chapman Del."" und ""C. Wise Sc."". Ob eine Lithographie von 1883, die sich einem Ereignis aus der jüngeren amerikanischen Geschichte widmet (""Execution of Thrity-eight Sioux Indians at Mankato, Minnesota December 26, 1862"") mit unserem C. Wise zusammenhängt, bliebe zu klären. Jedenfalls wird als Verleger ein John C. Wise angegeben. Das vorliegende Rom-Album bildet also zweifelsohne das bedeutendste und auch künstlerisch eigenständigste und qualitätvollste Werk von C. Wise, das bislang bekannt ist. Es macht deutlich, dass für Wise durchaus auch eine Karriere als Maler in Europa denkbar gewesen wäre und zeigt, dass weitere Forschungen zu seinem Werk und seiner Biographie mit Sicherheit lohnenswert wären. Zum Inhalt des Albums: Die auf seinen Streifzügen durch Rom und die nähere Umgebung angefertigten Zeichnungen hat Wise nachträglich geordnet und zu einem Konvolut zusammengestellt. Folgende grobe Gliederung lässt sich dabei erkennen. - 1. Tivoli (Bl. 2r-7r, 27r, 48r). - 2. Rom, und zwar hier vornehmlich die Gegend um das Forum Romanum, die Kaiserforen und den Palatin (Bl. 8r-28r, 32r, 35r, 40r) sowie einige wenige Blätter aus der Umgebung der Villa Medici (Bl. 29r-31r), damals wie heute Sitz der Académie de France à Rome. - 3. Außer Tivoli im Osten von Rom (Bl. 2r-7r) erkundete Wise auch die landschaftlich höchst reizvolle Gegend um den Lago Albano und den Lago di Nemi (Bl. 33r-34r, 36r-38r, 41r-42r, 45r, 47r) mit Orten wie Castel Gandolfo und Ariccia. - 4. Terracina und Gaeta (Bl. 39r, 43r-44r). - 5. Sorano (Bl. 46r). Damit könnte der bereits in der Toskana befindliche Ort gemeint sein. Die Auflistung der Zeichnungen zeigt, dass sich Wise nicht ganz streng an die geographische Einteilung gehalten hat, sondern auch immer mal wieder ein Blatt aus anderen Ausflügen einstreut. Grundsätzlich fällt auf, dass Wise kein Interesse daran hatte, das Rom der Päpste, also der Renaissance und des Barock, mithin die moderne Stadt, die so großen Einfluss auf Kunst und Architektur nördlich der Alpen hatte, wiederzugeben. Stattdessen interessieren ihn Antike und landschaftliche Schönheiten, bevorzugt kombiniert er beides, gibt er doch die antiken Ruinen Roms meist in malerischer Anordnung, eingebettet in ihre natürliche Umgebung, wieder, und zwar so, wie sie sich um 1834 tatsächlich dem Besucher präsentierten. Ihre archäologische Erschließung war damals bereits im Gange, steckte aber noch in den Anfängen, heute hat sich die Situation um die antiken Überreste herum oftmals stark verändert, und sei es allein dadurch, dass die Ruinen weiter ausgegraben wurden. Fast alle Baudenkmäler, die Wise zeichnete, sind noch heute vorhanden. Die aufwendigsten und auch künstlerisch stärksten Zeichnungen des Albums sind diejenigen in Sepiatechnik. Auf sie hat der Zeichner sein besonderes Augenmerk gelegt. Vorbehalten hat er sie aber nicht etwa der Ewigen Stadt, sondern dem bekannten Ort Tivoli, wo der spektakuläre Lauf des Tibernebenflusses Aniene (Anio), der sich an verschiedenen Stellen über steile Felskanten ergießt und so erhabene Naturschauspiele eröffnete, die die Künstler seit Generationen in ihren Bann zogen. Zur Bedeutung des Albums: Mit dem vorliegenden Album liegt eine frische und unbekannte sowie geschlossene und umfassende Serie von Rom-Ansichten aus dem Jahr 1834 vor. Dabei handelt es sich um Handzeichnungen, die von hohem künstlerischen Anspruch und Talent zeugen. Keinesfalls betrachtet sich Wise ausschließlich als Chronist, der nüchtern die Baudenkmäler erfassen möchte. Vielmehr übt und demonstriert er seine Fähigkeiten als Zeichner, indem ihm etwa daran gelegen ist, die komplexen Oberflächen unterschiedlicher Arten von Vegetation treffsicher auf sein Papier zu bringen. Bisweilen, in den stärksten Blättern, verselbständigt sich sein zeichnerischer Duktus und wird zum Ausdrucksträger. Andererseits nähert sich Wise jedem Objekt individuell und authentisch, so dass er womöglich Situationen und Details festgehalten hat, die so bislang noch nicht bekannt waren. Der dokumentarische Wert eines jeden einzelnen Blattes für die archäologische oder topographische Forschung muss im Einzelfall geprüft werden. In der ersten Hälfte des 19. Jhs. War ein Besuch in Rom für jeden angehenden Maler und Architekten geradezu Pflicht. Unzählige Künstler haben ihre Eindrücke auf Leinwand und Papier festgehalten. Die Produktion von Reproduktionsgraphik blühte, nicht auszuschließen ist, dass vielleicht auch Wise den Gedanken hegte, seine Zeichnungen zu radieren und als geschlossene Serie anzubieten. Als ein Bespiel für eine solche gedruckte Ansichtenfolge seien die Umrissradierungen von Angelo Uggeri genannt, die für den Verkauf noch vorher laviert wurden, so dass sie auf den ersten Blick wie Originalzeichnungen wirken. Dieser Serie wurde kürzlich im Altenburger Lindenau-Museum eine eigene Ausstellung gewidmet. Uggeri, Architekt, Antikenforscher und Zeichner, gab 1800 gleich mehrere Bände mit Ansichten von Rom und seiner Umgebung heraus. Auch bei ihm paaren sich, wie bei Wise, Detailgenauigkeit zum einen mit einem malerischen Zugang zum anderen, so dass Veduten von eigenem künstlerischen Wert entstanden. Unerreichtes Vorbild für beide sind natürlich die Radierungen von Piranesi. Zustand: Die rechte obere Ecke des Trägerkartons durchgängig lädiert, wohl Wasserschaden, die Zeichnungen selbst davon aber in keiner Weise betroffen."
Preis: 8500 EUR