Buchcover
Husaren-Dienst um 1780 -: 'Belehrung für dem Gemeinen Houssaren betreffend' und 'Anmerckung bey dem Vorposten Dienst überhaubt'. Zwei Handschriften von einer Schreiberhand in einem Band, dunkelbraune Tinte auf Papier, Schriftspiegel 16 x 9 cm, Blattgröße 17,5 x 11,5 cm, Wasserzeichen einer bekrönten Lilie zusammen mit dem Schriftzug C & I Honig. Mit 13 ausfaltbaren, kolorierten Tafeln im Anhang. Das Titelblatt mit dem (späteren) Namenszug 'Breme' sowie kleinem Stempel 'J.U.B.'. Berlin (?), um 1780. 2 weiße Bl., Titelblatt, 1.Teil: 68 Seiten, 1 Bl. Inhaltsverzeichnis, 2. Teil: 316 Seiten, 2 Bl. Inhaltsverzeichnis, 2 Bl. vacat, 13 Tafeln. Dunkelbrauner Lederband der Zeit mit rotem goldgeprägtem Rückenschild ('Belehrung für den gemeinen Hussaren'), dreiseitigem Rotschnitt und hübschen, blauweißen Kleisterpapier-Vorsätzen (Rückengelenke mit geklebten Einrissen, Kanten stellenweise berieben), 18 x 12 cm.

"Die vorliegenden Handschriften entstanden vermutlich kurz nach dem Bayerischen Erbfolgekrieg um 1780 und widmen sich dem (preußischen) Husarendienst. Der erste Teil befasst sich vorrangig mit den grundständigen Aufgaben und der Ausbildung von gemeinen Husaren und Unteroffizieren im Felddienst. Der zweite Teil dagegen legt den Schwerpunkt mehr auf Teiltruppenführer und Offiziere, wobei der Autor seine eigenen Schlüsse zieht und sich auf zwei zur damaligen Zeit unter Fachleuten sehr bekannte Schriften stützt. Beide Arbeiten zeigen das gleiche Schriftbild. Sie sind nicht als gedruckte Werke nachweisbar. Obwohl keine genauen Angaben zum Autor oder dessen Herkunft gemacht werden können, lassen der Inhalt und die didaktische Gliederung der Schriften einen höherrangigen (vermutlich Stabs-)Offizier als Autor vermuten, der besonders die preußischen Husaren in ihrer Ausbildung, ihrem Einsatz und ihrer Wirkung als vorbildhaft ansah und sie daher zum Gegenstand seiner eigenen Ausführungen machte. Beide Handschriften sind zudem von besonderem Interesse, da sie sich mit den Husaren und den Bosniaken als selbstständigen Truppenteilen befassen. Diese Aufwertung erfolgte besonders in der Zeit während und nach dem Bayerischen Erbfolgekrieges 1778/79. Damit sind die beiden Schriften Ausdruck des Zeitgeistes, der neue taktische und strategische Überlegungen in die Ausbildung, die Verwendung und letztlich die Reglements der Husaren aufnahm - hervorzuheben sind hier die etwa zeitgleichen ""reformerischen"" Schriften Hans Joachim von Zietens sowie Johann Heinrich von Günthers. Deutlich wird diese Intention besonders im zweiten Teil der Handschrift, der teilweise längere zitierte Passagen aus den 1753 in kleinster Auflage ausschließlich für seine Offiziere erschienenen 'General-Principia vom Kriege' Friedrichs des Großen enthält, die erst nach 1760 durch unautorisierte französische Ausgaben allgemein zugänglich wurden, sowie dem ""Husaren im Felde"" (1762) von P.J.Platen. Beide Schriften galten als richtungsweisend für den Husarendienst. Neben dem Bezug auf diese Fachliteratur sind jedoch besonders die eigenen Schlüsse des Autors von besonderem Interesse, wie auch seine graphische Verdeutlichung der behandelten Themen in dreizehn kolorierten Zeichnungen am Ende des Bandes. Der Inhalt im einzelnen: Der erste Teil befasst sich mit den Grundlagen, die ein gemeiner Husar im Felde zu beherrschen hat. Denn für den Autor steht fest, dass Paraden und Exerzieren zwar schön anzusehen sind, sie aber im Kriege selbst nichts nützen. Vielmehr müsse sich der gemeine Husar in seinen Waffen, den Pistolen und dem Säbel sowie insbesondere im Reiten üben. Der Autor bezieht seine Ausführungen auf direkte Situationen wie Plänkeleien, Aufklärungen und Feldwachen. In einfachen Worten führt er dabei Sinn und Zweck einzelner Vorgänge vor, so beispielsweise, dass wenn ein gegnerischer Offizier zu sehen ist, dieser sofort zu bekämpfen sei, um die Befehlskette des Gegners zu stören. Doch auch das Verhalten bei Gefangennahme wird ausgeführt. Damit richtet sich der Autor nach den damaligen neuesten Erkenntnissen, die, geht man von einer Entstehung der Schrift um 1780 aus, in den eher kleineren Gefechten während des Bayerischen Erbfolgekrieges gemacht worden waren. Ähnliche Schlüsse finden sich auch in den grundlegenden Schriften Zietens und Günthers. Richtet sich die erste Schrift an den gemeinen Husaren, konzentriert sich die zweite auf die Belehrung von Truppenführern und Offizieren. Auch hier werden Schlüsse aus bisherigen Konflikten gezogen. Allerdings werden diese durch zahlreiche, auch längere Extrakte belegt und ergänzt. Der Autor bezieht sich auf und zitiert großzügig aus: 1. ""Der Husar auf dem Felde, oder kurzgefasste Maximen des Husaren-Metier"" von P.J. Platen aus dem Jahre 1762 sowie 2. die ""Geheime Instruction des Königs in Preußen an die Officiere seiner Armee, hauptsächlich von der Cavallerie"" aus dem Jahre 1778. Platens Werk galt galt zur damaligen Zeit als das Grundwerk zum Husarendienst schlechthin und fand in ganz Europa Anwendung. Besonders Friedrich II. liess nach diesem Werk seine Husarenabteilungen ausbilden. In der vorliegenden Handschrift ist jedoch gerade die Verwendung der Geheimen Instruktionen von besonderem Interesse. Art und Ausführung beider Schriften sprechen dafür, dass es sich um ein für den Eigen- und/oder Ausbildungsgebrauch angefertigtes Werk in zwei Teilen handelt, das zusammenfassend die damaligen Erkenntnisse und Lehrmeinungen widerspiegelt. Die saubere Reinschrift wie auch Anlage der Schriften an sich, ergänzt um die kolorierten Zeichnungen am Ende, verdeutlichen somit sehr gut (besonders auch gut lesbar und durch die Zeichnungen anschaulich) das Fachwissen der damaligen Zeit über den Husarendienst in der preußischen Armee. Zugleich gibt die Handschrift einen unmittelbaren Einblick in die intensive, gezielte und praxisorientierte Rezeption von Lehrmeinungen und Theorien, wie dem ""Husaren im Felde"" oder den ""Geheimen Instruktionen"". - Zustand: Die ersten Seiten ganz leicht fingerfleckig, die Karten an den Rändern etwas angestaubt, sonst sehr wohlerhalten und frisch."
Preis: 2800 EUR